Ziel und Nutzen
Viele Asylsuchende und Geflüchtete leiden aufgrund der traumatisierenden Erfahrungen vor und während der Flucht sowie der Herausforderungen in der neuen Heimat unter psychischen Belastungen. Für diese Betroffenen ist es häufig nicht leicht, eine angemessene Behandlung zu finden. Zudem bestehen Schwierigkeiten, die westlich orientierten Behandlungsangebote zu nutzen. Deshalb wird ein kulturell angepasster Stepped-Care-Ansatz vorgeschlagen, der Interventionen für verschiedene Untergruppen von Asylsuchenden und Flüchtlingen kombiniert.
- primäres Ziel des Verbundes ist es, die Wirksamkeit und Kosteneffektivität von drei neuen, zeitlich begrenzten und kulturell angepassten psychotherapeutischen Interventionen für Asylsuchende und Geflüchtete zu untersuchen
- So soll die psychotherapeutische Behandlung von Asylsuchenden und Geflüchteten verbessert werden
Wissenschaftlich ausführliche Projektbeschreibung
Das Projekt umfasst drei multizentrische randomisiert kontrollierte Studien:
Teilprojekt 1 (SP1): "LoPe" vergleicht die Wirksamkeit eines kurzen Psychoedukationsprogramms („Gesundheits-Teegarten“) als niedrigschwellige Intervention mit einer Wartelistenkontrollgruppe.
Teilprojekt 2 (SP2): "ReTreat" hat zum Ziel, die kulturangepasste kognitive Verhaltenstherapie (CA-CBT) als eine 12-stufige transdiagnostische Gruppenintervention für Geflüchtete im Vergleich zur üblichen Standard-Versorgung zu evaluieren.
Teilprojekt 3 (SP3): "ReScript" konzentriert sich auf Imagery Rescripting als individuelle und spezifische Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen bei Geflüchteten und vergleicht diese Intervention mit der üblichen Behandlungsempfehlungen.
Teilprojekt 4 (SP4): "Gesundheitsökonomie" untersucht die wirtschaftliche Bewertung der kulturell angepassten Interventionen aus den Teilprojekten 1-3 mit Methoden der gesundheitsökonomischen Evaluation.
Das Projekt ReCAP ist multizentrisch angelegt. Die Teilprojekte LoPe, ReTreat und ReScript finden an vier Standorten in Deutschland statt.
Kontakt
Projektlaufzeit
2019 - 2024
Teilprojekte des Verbundprojekts
SP1: Effektivität einer niedrigschwelligen, kultursensitiven Psychoedukation für Asylsuchende (LoPe)
Trotz hoher psychischer Belastung ist es für Asylsuchende schwierig, Zugang zu psychologischer Behandlung zu erhalten. Dies ist sowohl durch mangelnde Kenntnisse über Psychotherapie als auch durch kulturelle und sprachliche Barrieren bedingt. Die niedrigschwellige, kultursensible Psychoedukation "Gesundheits-Teegarten" zielt darauf ab, das Wissen über psychische Probleme sowie verfügbare Behandlungen zu erhöhen und die psychische Belastbarkeit und Selbstversorgung zu verbessern.
Ort: Marburg
SP2: Kulturell adaptierte Gruppentherapie mit Problemlösetraining
Im Teilprojekt SP2 „ReTreat“ soll ein kultursensitives, verhaltenstherapeutisches Gruppenprogramm für afghanische bzw. syrische Geflüchtete angepasst und untersucht werden. Die kulturell adaptierte Intervention (CA CBT) ist ein bereits evaluiertes Gruppenprogramm für Geflüchtete, welches sich aus Psychoedukation, Meditation und Yoga/Stretching zusammensetzt. Dabei werden Themen besprochen, die viele Geflüchtete im Alltag beschäftigen und belasten: unterschiedliche Ängste, lebhafte Erinnerungen an die Vergangenheit und der Umgang mit aktuellen Stressfaktoren.
Orte: Frankfurt, Marburg, München, Münster
SP3: Behandlung von Traumafolgen bei Menschen, die vor Krieg und Gewalt geflüchtet sind (ReSript)
Das Teilprojekt SP3 (ReScript) untersucht die Wirksamkeit von Imagery Rescripting zur Behandlung der Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) bei geflüchteten Menschen. Eine Posttraumatische Belastungsstörung kann nach einem traumatischen Erlebnis auftreten und geht mit belastenden Symptomen wie Alpträumen oder sich aufdrängenden Erinnerungen einher. Bei Imagery Rescripting handelt es sich um eine kurze traumafokussierte Behandlung, die in bisherigen Untersuchungen vielversprechende Ergebnisse zeigte und gut akzeptiert wurde.
Orte: Frankfurt, Marburg, München, Münster