Planung
Durchführung
Abschluss

Inhalte und Ziele der Studie

Ziel des Projektes ist es, die Wirksamkeit von Imagery Rescripting - einer kurzen traumafokussierten Intervention zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung - bei geflüchteten Menschen zu untersuchen.

Imagery Rescripting wird als Einzelpsychotherapie mit einem Umfang von zehn 100 Minuten umfassenden Sitzungen innerhalb von 10 Wochen durchgeführt. Als zentraler Bestandteil der Behandlung werden Patient*innen gebeten, sich den Beginn traumatischer Ereignisse vorzustellen und dann so zu verändern, dass es für erträglicher wäre. Die traumatischen Erinnerungen werden auf diese Weise in eine weniger belastende Geschichte überführt. Bei Bedarf wird die Therapie dolmetschergestützt durchgeführt.

Da Imagery Rescripting kürzer ist als viele andere traumafokussierte Behandlungen, hat es das Potenzial, zu einer raschen Genesung zu führen. Eine kurze Behandlung kann die verfügbaren Ressourcen an Psychotherapieplätzen bestmöglich nutzen und vielen Geflüchteten eine traumafokussierte Psychotherapie ermöglichen.

Zusätzliche Informationen zur Studie

Die hohe Prävalenz psychischer Störungen bei Geflüchteten und die starke Belastung und Beeinträchtigung der Betroffenen (u.a. Böttche, Heeke, & Knaevelsrud, 2016) machen die Entwicklung von wirksamen psychotherapeutischen Interventionen, die auf die Bedürfnisse dieser Population zugeschnitten sind, erforderlich.  Imagery Rescripting (ImRs) ist weniger belastend für die Patient*innen als expositionsbasierte Verfahren und wies in einer Pilotstudie an geflüchteten Patienten mit PTBS hohe Effektstärken auf (Arntz et al., 2013). Insgesamt zeigt ImRs in der Behandlung von PTBS im allgemeinen eine erstaunlich hohe Wirksamkeit (Arntz, 2012; Holmes et al., 2007).

Die Studie wird als randomisiert-kontrollierte multizentrische Studie von Frankfurt aus geleitet an vier Standorten (Frankfurt, Marburg, München, Münster) durchgeführt. 90 Geflüchtete im Alter zwischen 18 und 65 Jahren, die in Deutschland Asyl beantragt oder erhalten haben und an einer PTBS nach DSM-5 leiden, werden in die Studie aufgenommen.

ImRs wird als Einzelintervention mit einem Umfang von zehn 100 Minuten umfassenden Sitzungen innerhalb von 10 Wochen durchgeführt. Zwei zusätzliche Sitzungen können zur Bewältigung anderer kritischer Situationen verwendet werden. Diese kurze aber zeitlich intensive Behandlungsform wurde gewählt, um der oft unsicheren Lebenssituation der Geflüchteten und auch dem Bedarf, Therapien bei Sprachproblemen mit Sprachmittlung durchzuführen, Rechnung zu tragen.

In der Kontrollbedingung Usual Care + Treatment Advice werden die Patient*innen weiterverwiesen an Institutionen zur Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Die Patient*innen können alle im deutschen Gesundheitswesen üblichen Behandlung erhalten, die ihnen in diesem Rahmen angeboten werden. Zum Vergleich des Therapieergebnisses wird der Verlauf der Symptomatik in beiden Gruppen vor und nach der Behandlung sowie 3 und 12 Monate später mittels klinischer Interviews und Selbstbeurteilungsinstrumenten erfasst. Erhoben werden das Vorliegen und die Schwere der Posttraumatischen Belastungsstörung, das Vorliegen anderer psychischer Störungen und psychiatrischer Symptome, gesundheitsbezogene Lebensqualität, das Ausmaß dissoziativer Symptome, Schlafqualität, und die Zufriedenheit der Patient*innen mit der Behandlung.

Ablauf der Studie

Die folgende Grafik beschreibt den Ablauf der Studie. In einem ersten Gespräch überprüfen wir, ob alle Kriterien für die Teilnahme erfüllt sind.  Es folgen eine ausführliche psychologische Untersuchung in mehreren Terminen und ein Rückmeldungsgespräch. In der anschließenden Therapiephase erhalten Patient*innen entweder 10 Sitzungen ImRs oder nutzen andere Behandlungsmöglichkeiten. Danach, sowie weitere 3 und 12 Monate später, finden erneut psychologische Untersuchungen statt, um Veränderungen im Befinden zu erfassen.

Vorgespräch
1. Psychologische Untersuchung
Rückmeldung
Randomisierung
Gruppe 1: Therapie (10 Wochen), 10 Termine zu je 100 min
Gruppe 2: Nutzen anderer Behandlungsmöglichkeiten
2. Psychologische Untersuchung
3 Monate
3. Psychologische Untersuchung
12 Monate
4. Psychologische Untersuchung

Veröffentlichungen

StudienprotokollEuropean Journal of Psychotraumatology

Steil, R., Lechner-Meichsner, F., Johow, J., Krüger-Gottschalk, A., Mewes, R., Reese, J.-P., Schumm, H., Weise, C., Morina, N.*, & Ehring, T.* (in press). Brief imagery rescripting vs. usual care and treatment advice in refugees with posttraumatic stress disorder: Study protocol for a multi-center randomized-controlled trial. European Journal of Psychotraumatology. doi: 10.1080/20008198.2021.1872967

Kontakt

M.Sc. Mirjam Sophie Rüger

rueger@psych.uni-frankfurt.de
+49 69 798 23909

Goethe-Universität Frankfurt, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie
Institut für Psychologie
Varrentrappstr. 40-42
60486 Frankfurt am Main 

Universität FrankfurtLMUWWU Münster

Projektverantwortliche

Apl. Prof. Dr. Regina SteilGoethe-Universität Frankfurt, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie
Prof. Dr. Thomas EhringLudwig-Maximilians-Universität München, Department Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie
Prof. Dr. Nexhmedin MorinaWestfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie

Projektlaufzeit

2019 bis Mitte 2024